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Was ist die Industrie 5.0 und wie können ihre Ansätze in der Automobilindustrie umgesetzt werden?

15 September 2024

Die Industrie 5.0, auch als 5. industrielle Revolution bekannt, ist ein neues Konzept, das den menschlichen Aspekt im Prozess der technologischen Entwicklung betont. In der Automobilindustrie bedeutet dies, fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz und Robotik mit menschlichen Fähigkeiten und Kreativität zu verbinden.

Das Konzept der Industrie 5.0 entstand 2016 in Japan. Sie war eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen der Globalisierung, der alternden Bevölkerung und des Klimawandels. Mit der Industrie 5.0 soll die Integration von Mensch und Technik vertieft werden, was die Effizienz und Flexibilität bei der Produktion von Automobilteilen erhöhen und nachhaltigere Produktionsprozesse fördern soll. Die Erfahrungen aus der COVID-19-Epidemie haben deutlich gezeigt, dass eine solche Lösung auch die Widerstandsfähigkeit des Produktions- und Logistiksektors gegenüber Krisen erhöhen kann, unter anderem durch besseres Lieferkettenmanagement. Die Technik soll jedoch vor allem dem Menschen dienen. Zudem soll es umweltfreundlicher werden, da der Schwerpunkt auf Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft liegt. Die Umsetzung der Ansätze der Industrie 5.0 im Automobilbereich kann auch eine zunehmende Personalisierung der Fahrzeuge, eine bessere Verwaltung der Ressourcen und eine größere Flexibilität bei der Reaktion auf sich ändernde Marktanforderungen beinhalten.

Die Industrie 5.0 – was sind ihre Merkmale? 

Die Industrie 5.0 unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der Industrie 4.0. Dabei wurde das Hauptaugenmerk auf die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine gelegt, bei der die Technologie die Mitarbeiter bei der Erledigung ihrer täglichen Aufgaben unterstützt. Die Industrie 4.0 hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf die Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen, einschließlich des Internets der Dinge (IoT), Big Data und künstlicher Intelligenz. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Personalisierung von Lösungen. Die Industrie 5.0 strebt eine stärkere Individualisierung des Produkts an, um möglichst genau auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Die Industrie 4.0 hingegen sieht eine Massenproduktion unter Einsatz fortschrittlicher Technologien vor. Ein weiterer Unterschied betrifft die Haltung gegenüber der Umwelt. Die Industrie 5.0 fördert aktiv umweltfreundliche und nachhaltige Produktionspraktiken wie die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und Recycling. Im Gegensatz dazu konzentriert sich die Industrie 4.0 vor allem auf die Verbesserung der Energieeffizienz, berücksichtigt jedoch nicht immer die Nachhaltigkeit. Die Fokussierung auf den bestmöglichen Energieeinsatz ohne Berücksichtigung anderer Faktoren führt jedoch zu einer erhöhten Krisenanfälligkeit der Produktionskreisläufe. Im Rahmen des Konzepts der Industrie 5.0 sind die Produktionssysteme daher so konzipiert, dass sie z. B. Pandemien oder andere Unterbrechungen der Lieferkette überstehen. 

Schlüsselaspekte der Industrie 5.0 

Das Konzept der Industrie 5.0 lässt sich am besten mit den fünf Schlüsselbegriffen beschreiben, die in den Veröffentlichungen über dieses Konzept am häufigsten genannt werden:

  • Menschenzentriertheit – Die Technologie ist für den Menschen da und soll ihn unterstützen, nicht ersetzen. Die Mitarbeiter sind dank ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und Kreativität das wichtigste Element des Produktionsprozesses.
  • Personalisierung – Die Produktion von Automobilteilen sollte flexibler und individueller werden. Fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz und Robotik ermöglichen die kostengünstige Herstellung maßgeschneiderter Produkte.
  • Nachhaltigkeit – Die Industrie 5.0 fördert umweltfreundliche und nachhaltige Fertigungsverfahren, wie die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, Materialrecycling und Abfallverringerung.
  • Widerstandsfähigkeit – Produktionssysteme werden so konzipiert, dass sie auch in Krisensituationen störungsfrei arbeiten und Unternehmen schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren können.
  • Mensch-Maschine-Kooperation – Roboter und KI-Systeme erledigen routinemäßige und potenziell gefährliche Aufgaben für Mitarbeiter, sodass diese sich auf kreativere und wertvollere Aktivitäten konzentrieren können.

Die Industrie 5.0 und die Produktion von Autoteilen 

Die Industrie 5.0 hat das Potenzial, die Produktion von Automobilteilen erheblich zu verändern, und zwar in vielerlei Hinsicht. Dank fortschrittlicher Technologien wie künstlicher Intelligenz und Robotik wird es möglich sein, maßgeschneiderte Autoteile herzustellen. Hier ist beispielsweise die 3D-Drucktechnologie von großer Bedeutung, da sie ein schnelles Prototyping und die Produktion maßgeschneiderter Autoteile ermöglicht. In der Industrie 5.0 werden Roboter und KI-Systeme eine sichere Arbeitsumgebung für Menschen schaffen, die es ihnen ermöglicht, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren, z. B. im Zusammenhang mit Innovationen. BMW setzt bereits Cobots ein, also mitarbeitender Roboter, die Seite an Seite mit Menschen kleine Komponenten zusammenbauen. Künstliche Intelligenz (KI) wird dazu beitragen, die Automobilproduktion zu optimieren, Maschinenausfälle vorherzusagen und die Lieferkette zu verwalten. Eine solche Lösung wurde beispielsweise von Audi eingeführt, das sie in seinem Qualitätsmanagementprozess einsetzt, um die Zahl der fehlerhaften Teile zu verringern. Darüber hinaus bilden Maschinen und Geräte dank des Internets der Dinge (IoT) ein intelligentes Netzwerk, das die Überwachung und Steuerung von Produktionsprozessen in Echtzeit ermöglicht. Die Betonung des Umweltschutzes bei der Herstellung von Autoteilen führt jedoch zu einem stärkeren Einsatz erneuerbarer und recycelter Materialien, der Vermeidung von Abfällen und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. 

Die Umsetzung der Industrie 5.0 in der Automobilindustrie 

Teil eines Autositzes aus EPP
Bei der Herstellung von Teilen für die Automobilindustrie ist eine präzise Fertigung unerlässlich.

Die Umsetzung der Ansätze der Industrie 5.0 in einem Automobilunternehmen erfordert die Berücksichtigung vieler Aspekte und eine strategische Vorgehensweise. Der erste Schritt ist die Bewertung des aktuellen Stands. Ein Audit der organisatorischen und technologischen Struktur ermöglicht es, den Stand des Unternehmens zu bestimmen und die Bereiche zu ermitteln, die modernisiert werden müssen. Investitionen in die Schulung der Mitarbeiter werden sicherlich notwendig sein. Industrie 5.0 legt einen klaren Fokus auf die Mensch-Maschine-Kooperation, weshalb es sehr wichtig ist, dass Mitarbeiter entsprechend auf die Arbeit mit neuen Technologien vorbereitet werden. Der nächste Schritt ist der Einsatz von Cobots, deren Aufgabe es ist, nicht nur die Effizienz der Autoteileproduktion zu steigern, sondern auch die Arbeitssicherheit zu verbessern. Das maschinelle Lernen in der Automobilindustrie  ist aufgrund der Art der Arbeit und der Art der zu bearbeitenden Teile ein äußerst zukunftsweisender Bereich. Daher lohnt es sich auch, die Vorteile der künstlichen Intelligenz und des Internets der Dinge (IoT) zu nutzen. Sie werden notwendig sein, um Produktionsprozesse zu überwachen und zu optimieren. Um all diese Elemente umzusetzen, sollten Sie die Hilfe professioneller Unternehmen in Anspruch nehmen, die solche Dienstleistungen anbieten. Eines der Schlüsselelemente der Industrie 5.0 ist der Umweltschutz. Daher wird es auch notwendig sein, die Nutzung erneuerbarer Energiequellen für den Betrieb der intelligenten Fabrik und die Verwendung von recycelten Materialien oder Technologien, die eine rationelle Nutzung von Rohstoffen ermöglichen, in Betracht zu ziehen. Dies bedeutet eine sehr positive Perspektive für Kunststoffe in der Automobilindustrie. Kunststoffe  werden in den kommenden Jahren einen immer größeren Anteil im Automobilbau einnehmen, da sie den Anforderungen der modernen Produktion bestens gerecht werden. Bei Knauf Industries hergestellte Autokomponenten aus EPP und EPS  ermöglichen die Herstellung extrem leichter und recycelbarer Teile, die vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bieten.  

Vorteile von Industrie 5.0 für die Fertigung von Automobilteilen 

Die Umsetzung von Industrie 5.0 in einem Unternehmen, die Automobilteile fertigt, bietet viele Vorteile, darunter auch eine höhere Produktivität. Der Einsatz von Robotern ermöglicht eine bessere Nutzung von Material- und Personalressourcen. Eine genauere Überwachung der Fertigungsprozesse durch KI führt zu einer besseren Qualitätskontrolle und weniger fehlerhaften Teilen. Ein weiterer Vorteil ist die Kostenreduzierung durch Automatisierung und Optimierung der Produktionsprozesse. Auch ein besseres Ressourcenmanagement und eine Abfallminimierung tragen zu finanziellen Einsparungen bei. Durch die Personalisierung der Produktion von Kraftfahrzeugteilen und die größere Flexibilität sind hingegen Unternehmen besser in der Lage, sich an die sich schnell ändernden Marktbedürfnisse anzupassen und gleichzeitig stabiler und widerstandsfähiger gegenüber Störungen im Marktumfeld zu sein. Die Umsetzung der Nachhaltigkeit trägt außerdem dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu verringern und die Umweltauswirkungen des Unternehmens zu reduzieren. Dies kann nicht nur das Image des Unternehmens verändern, sondern möglicherweise auch den Aufbau von Geschäftsbeziehungen mit größeren Kunden erleichtern, die von ihren Partnern Umweltschutz und die Einhaltung bestimmter Standards verlangen.

Herausforderungen und die Zukunft der Industrie 5.0 

Ein Mann, der Automobilkomponenten entwirft.
Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ist ein wesentlicher Aspekt der Industrie 5.0.

Die Entwicklung der Industrie 5.0 bringt viele Unbekannte und Herausforderungen mit sich. Am offensichtlichsten sind die hohen Kosten für den Kauf fortschrittlicher Technologien wie Cobots, KI und IoT. Unternehmen, die ihre Ansätze implementieren wollen, müssen bereit sein, erhebliche Investitionen in die Infrastruktur und die Mitarbeiterschulung zu tätigen. Ein weiteres Problem könnte die Integration neuer Technologien in bestehende Produktionssysteme sein. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Koordinierung, um sicherzustellen, dass alle Elemente des Unternehmens reibungslos funktionieren. Ein äußerst wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Datensicherheit. Mit dem zunehmenden Einsatz von IoT und KI steigt die Menge der vom Unternehmen erzeugten und verarbeiteten Daten. Dies macht es zu einem Ziel für Cyber-Angriffe, was den Einsatz geeigneter Sicherheitsmaßnahmen erfordert. Auch der menschliche Faktor ist wichtig. Die Einführung neuer Technologien und Prozesse kann bei Mitarbeitern auf Widerstand stoßen. Es ist wichtig, den Wandel so zu gestalten, dass Stress und Unsicherheit für die Mitarbeiter auf ein Minimum reduziert werden. Auch die Einhaltung von Umweltauflagen kann problematisch sein. Die Unternehmen müssen das richtige Gleichgewicht zwischen Nachhaltigkeit und Rentabilität des Betriebs finden. Trotz all dieser Herausforderungen ist die Industrie 5.0 ein sich stark entwickelndes Konzept. 

Was sind die Entwicklungsrichtungen der Industrie 5.0? 

Die Innovationsrichtungen der Industrie 5.0 konzentrieren sich auf eine fortschrittlichere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine mit Schwerpunkt auf einer intuitiveren und effizienteren Interaktion. Digitale Zwillinge, also virtuelle Modelle realer Objekte, werden zunehmend zur Überwachung und Optimierung von Design- und Produktionsprozessen eingesetzt. Dies ermöglicht ein besseres Ressourcenmanagement und eine schnellere Reaktion auf Probleme. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden sich weiterentwickeln und es ihnen ermöglichen, komplexere Datenanalysen durchzuführen. Dies wird zu einem noch besseren Produktions- und Qualitätsmanagement führen. Mit dem zunehmenden Einsatz digitaler Technologien wird die Datensicherheit immer wichtiger, und die Unternehmen werden verstärkt in moderne Systeme zum Schutz vor Cyberangriffen investieren. Die Blockchain-Technologie sorgt für mehr Transparenz und Datensicherheit im Lieferkettenmanagementprozess. Die Industrie 5.0 wird sich zunehmend auf die Schonung von Ressourcen und die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft konzentrieren, in der Materialien viele Male ohne Qualitätsverlust recycelt und verarbeitet werden. Sehr futuristisch sind auch biologisch inspirierte Geräte und intelligente Materialien, die sich beispielsweise selbst reparieren oder ihre Eigenschaften je nach Umweltbedingungen ändern können. 

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